2024-10-11: Tauchtour Nordsiphon: Unterschied zwischen den Versionen

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Barbara Wielander (Diskussion | Beiträge)
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===Teilnehmer===
===Teilnehmer===
Tobias Fellinger, Helmut Hubalek, Ferenc Kovacs, Lajos Sass, Attila Szoradi, Barbara Wielander,  Rafael Wagner
Tobias Fellinger, Helmut Hubalek, Marie-Melissa Kalamaras, Ferenc Kovacs, Lajos Sass, Attila Szoradi, Barbara Wielander,  Rafael Wagner


===Treffpunkt===
===Treffpunkt===
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===Bericht===
===Bericht===
folgt!
Bereits Anfang August 2024 hat das Team in einer Versorgungstour Material bis zum Nordsiphon transportiert, Seilstrecken und einen 15m-Schacht eingebaut, um den Zustieg zum Siphon beim eigentlichen Tauchgang zu erleichtern. Dies wurde in einer 14-stündigen Tagestour geschafft. Die Tauchflaschen, das Tauchblei und einiger Kleinkram wurde in der Höhle ca. 10 Minuten vom Nordsiphon entfernt in Felsspalten verstaut und gesichert. Der Tauchgang wurde dann für Oktober geplant.
 
Und so fanden sich 6 mutige Helfer*innen (Tobias, Maria, Helmut, Attila, Ferenc, Lajos) und 2 Taucher*innen (Wetti und Rafael) am Freitagnachmittag am Parkplatz am Fuße der Hirlatzhöhle ein. Im Gepäck jede Menge Schleifsäcke, gefüllt mit Biwak-Materialien und Tauchutensilien. Schnell wurde der Kram an die motivierten Helfer aufgeteilt und es ging in ca. 50 Minuten hoch zum eisernen Tor der Höhle.
Die erste Überraschung hat auch nicht lange auf sich warten lassen, als der an Wetti übergebene Höhlenschlüssel das Schloss nicht öffnen wollte. Es dauerte etwas, bis dieses Hindernis bewältigt werden konnte, aber letztendlich konnten wir in die Höhle und unserem Abenteuer stand nichts mehr im Wege. Nach dem üblichen Eintrag ins Höhlenbuch und finalen Adjustierungen ging es in den Zubringer, der etwas nasser war als gewöhnlich. Vor allem im Lehmlabyrinth wurden wir von sehr rutschigem Lehmgatsch begrüßt und der eine oder andere fand sich komplett mit feiner Lehmpackung eingesaut… Nichtsdestotrotz machte die Truppe guten Fortschritt und nach ca. 50 Minuten war auch schon der Blocktunnel mit der West-Ost-Abzweigung erreicht. Auch hier erwartete uns ein kleiner See, der eher selten dort anzutreffen ist.
 
Nach einer kurzen Pause und Müsliriegelstärkung ging es dann Richtung Osten in den Alten Teil der Hirlatzhöhle entlang der großen Blockhalde hinunter zur Querung. Hier rauschte ein Wasserfall aus der gegenüberliegenden Wand und uns kamen zum ersten Mal Zweifel, ob wir es in die Wasserklamm und zum Siphon schaffen würden.
 
Nach ca. 45 Minuten war schon der feine Sand des Biwaks zu sehen und wenig später breiteten sich 8 Höhlenforscher*innen im sehr angenehmen Sandbiwak aus. Eine Truppe machte sich daran, die Wasserversorgung zu sichern und stieg mit einem Schleifsack voll leerer Plastikflaschen in die Wasserklamm ab, während der Rest das Biwak mit Matten häuslich einrichtete.
 
Der Wassertrupp kam nicht nur mit dem erfrischenden Nass zurück, sondern auch mit der guten Nachricht, dass der Canyon befahrbar und der Wasserstand nicht viel höher als sonst sei. Daraufhin begann die übliche Kocherei mit allerlei Leckereien aus dem Hause „Travel Lunch“, welche mit Tee, Marillen- und Zirbenschnaps runtergespült wurden. Bald danach gingen die Lichter aus und die Augen zu.
 
Am nächsten Morgen wurden dann die Scheifsäcke mit den für den Tauchgang benötigten Utensilien beladen. Es war auch geplant, die am Siphon deponierten Flaschen wieder zurück ins Biwak zu bringen und so musste Kapazität in den Säcken offenbleiben.
Gegen 10:00 ging es dann los in den Wassercanyon, der durch ein kleines Loch unweit des Biwaks zu betreten ist. Dem folgt eine mühsame Stufe, die mit einem Halteseil gesichert ist. Im engen Canyon geht es dann zur bösen Ecke, die ihren Namen zu Recht hat: eine sehr enge Stelle im aktiven Canyon, die fast einen Winkel von 90° beschreibt und in eine 2-m-Stufe übergeht.
Wir konnten aber alle Hindernisse überwinden, die schweren Säcke wurden durchgereicht, und wir kamen einigermaßen gut voran. Körperspannung und Spreizen sind hier die Mittel zum Zweck.
 
Auch die drei Seequerungen erwiesen sich mit den schweren Säcken als herausfordernd und so mancher bekam die Gummistiefel geflutet. Heraus aus dem Canyon, kamen wir im größeren Gang wieder leichter voran. Es ging vorbei an dem Geheimgang, den wir links liegen ließen, immer weiter Richtung Abzweiger Linzer – Nordsiphon.
 
Und dann die nächste Überraschung: Kurz vor dem 15-m-Schacht, ein See … ein TIEFER See… der war beim letzten Mal nicht dort, bzw. war es im Sommer nur eine Lacke. Die Truppe kam zu einem abrupten Stopp, wir schauten fassungslos in den See; es gab wohl nur 2 Möglichkeiten – durchschwimmen oder zurück zum Geheimgang und dann dort schliefen, aber das würde mindestens 2 Stunden extra kosten.
Doch dann sah Ferenc einen kleinen Spalt links über dem See und ehe wir uns darüber im Klaren waren, war Ferenc auch schon hochgeklettert, durchgeschlieft und leuchtet uns vom trockenen Ende des Sees entgegen – eine Umgehung ist möglich! Es dauerte einige Zeit, alle Säcke dort durchzuschieben, aber es war immer noch besser, als komplett nass zu werden oder den großen Umweg über den Geheimgang zu machen. Was für ein Glück im Unglück, genau über dem See einen Schluf zu finden!
 
Danach kamen wir schnell zum 15-m-Schacht, den wir bei der Vorbereitungstour eingebaut hatten. Einer nach dem anderen seilte sich ab und wir erreichten Abzweiger Linzer – Nordsiphon. Der gesamte Bereich der Stauzone war mit dunklem, feuchtem Lehm überzogen und unsere Fußspuren von der Vorbereitungstour waren nirgends zu sehen – hier kam wohl jede Menge Wasser durch seit dem letzten Mal. Gespannt kamen wir den Nordsiphon näher. Erleichterung setzte ein, als wir unser Materialdepot komplett vorfanden. Von dort waren es noch ca. 10 Minuten bis zum Nordsiphon. Als wir nach ca. 3 Stunden dort ankamen, staunten wir nicht schlecht: Der Wasserspiegel schien sogar niedriger zu sein als beim letzten Mal. Die Hydrogeologie dieser Höhle ist faszinierend.
 
Während sich die Taucher*innen Wetti und Rafael bereits ans Zusammenbauen und Anlegen der Tauchausrüstung machten, brachten unsere fleißigen Helfer*innen die restlichen Flaschen und das Blei vom Materialdepot zum Siphon. Damit sparten wir wertvolle Zeit und die Wartezeit am Siphon wurde für die Helfer auch verkürzt.
 
Wetti plante den Tauchgang mit 2x 9 l Carbonflaschen (300 bar) und Trocki, während Rafael mit einem Sauerstoffkreislaufgerät, 3x 4l Bail-out-Flaschen (200 bar) und Nassanzug unterwegs sein wollte. Der Plan war, eine mögliche Verbindung zum Linzersiphon zu finden. Den Eingang in die zwischen den Siphonen „fehlende“ Verbindungsstrecke glaubte Ulrich Meyer vor ca. 18 Jahren im Nordsiphon 100 m von der Abtauchstelle entfernt auf -14m gefunden  zu haben. Auf der Karte fehlen zwischen den beiden Siphonen ca. 100-150 m und laut der Beschreibungen von damals wäre hier eine Verbindung wahrscheinlich.
 
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren, ging es los. Das 5° Grad kalte Wasser machte sich bei Rafaels Nassanzug bemerkbar, erwärmte sich aber bald im Anzug. Auffallend auf den ersten Tauchmetern war die dünne Sedimentschicht am Boden, an der Decke und sogar an der alten Leine. Im Gegensatz zu anderen Tauchstellen in der Hirlatzhöhle dürfte dieser Siphon eher stagnierend,  mit wenig Wasserbewegung sein. Auch der Zustand der alten, immerhin bereits vor fast 20 Jahren verlegten Leine war ausgezeichnet– keine gerissenen Stellen, nur etwas schlaff zwischen den Befestigungspunkten.
 
Nach ein paar Schwierigkeiten mit der Tarierung aufgrund der sehr leichten Carbonflaschen konnten wir weiter vordringen. Die Sicht war leider etwas schlechter, das Wasser hatte einen Braunstich und die feinen Sedimente rieselten von der Decke bzw. wurden leicht vom Boden aufgewirbelt.
 
Wir bewegten uns nahe der Leine in Richtung der im Plan vermerkten Abzweigung, ca. 100 m von der Abtauchstelle entfernt. Das Gangprofil war geräumig, mit einigen Kurven und Richtungswechseln. Die erste Abzweigung mit Fragezeichen kam nach 40 m und Rafael wollte sie sich am Rückweg genauer ansehen. Nach ein paar weiteren Metern erreichten wir  eine Luftglocke auf -4 m, die wir hinter uns ließen und danach erkannten wir eine Abzweigung von der Tauchleine. Wir befanden uns nun in einem großen Raum auf -14 m; wie im Plan beschrieben, musste dies unser Abzweiger Richtung Linz sein.
 
Rafael setzte einen Leinmarker, hängte eine Flasche ab und beide Taucher*innen folgten der Leine zu einer Schichtfuge, die sich horizontal am Höhlenboden sehr breit, jedoch niedrig auftat - die alte Leine verschwand darin. Rafael versuchte, der Leine zu folgen, musste jedoch nach ein paar Metern feststellen, dass ein „chest-mount“ Kreislaufgerät in dieser engen Spalte nicht die beste Wahl ist. Mit dem Rücken gegen die Höhlendecke gedrückt und die Gegenlunge des Kreislaufgerätes an den Höhlenboden gequetscht, wurde das Atmen erschwert – aber es musste doch ein Durchkommen geben – wieder ein paar Zentimeter weiter, und dann ging gar nichts mehr. Kurz stecken geblieben, keine vollen Atemzüge mehr und nun kam auch noch der unweigerlich aufgewühlte Lehm und machte unsere Sicht zu nichte. Wetti folgte ein Stück, aber bemerkte die Schwierigkeiten und wartete an einer etwas höheren Stelle. Rafael konnte sich vorsichtig drehen und in Null-Sicht der Leine folgen und  wieder zurück inden  großen Raum am Leinen-T kommen.
 
Nach ein paar verblüfften, ratlosen Blicken haben wir entschieden, bis zur Auftauchstelle am Ende des Nordiphons weiter zu tauchen, um zumindest den Rest des Siphons zu sehen. Das klappte problemlos, es musste nur neue Leine verlegt werden und nach ein paar Minuten tauchten wir in einem großen, luftgefüllten Raum auf. Rechts plätscherte das Wasser in einen Seitengang, der den Hauptgang abkürzt und mit diesem wieder zusammenläuft.
 
Nach einem kurzen Gespräch über das Erlebte und einer gewissen Enttäuschung, setzte auch schön langsam die Kälte ein. Nach ca. 45 Minuten in 5°C kaltem Wasser, entschieden wir, den Rückzug anzutreten.
Wetti tauchte voraus, während Rafael noch die Leine fixierte und seine Ausrüstung aufräumte. Dadurch hatte Wetti einen relativen großen Vorsprung und Rafael konnte ihr nicht mehr mitteilen, dass er noch in den Seitengang mit dem Fragezeichen schauen wollte – was später noch für gewisse bange Momente sorgen sollte.
 
Der Rückweg war unspektakulär mit mäßiger, bis schlechter Sicht. Es rieselte immer noch Silt von der Höhlendecke, der von den Ausatemblasen gelockert wurde. Auch im Bereich der engen Abzweigung war die Sicht nahe Null. Rafael nahm wieder seine abgehängte Flasche auf und tauchte weiter. Er leuchtete noch in den ein oder anderen Seitenteil, ohne jedoch Fortsetzungen zu entdecken. Dann noch kurz in der Luftglocke auf -4 m aufgetaucht und den Kopf aus dem Wasser gesteckt – es ist faszinierend, dass sich diese Glocke hier so lange halten konnte (wurde schon vor fast 20 Jahren von U. Meyer beschrieben). Dann konnte Rafael den Seitengang mit dem ominösen Fragezeichen in der linken Höhlenwand entdecken und er sah vielversprechend aus – vielleicht doch noch Neuland!
 
Schnell wurde ein Richtungspfeil montiert und die Leine fixiert. Ein geräumiger Tunnel mit ca. 1 m Durchmesser und dunklem Sediment erstreckte sich so weit das Licht reichte. Rafael tauchte vorsichtig in den Seitengang und die Leine lief geschmeidig vom Reel. Der Gangverlauf machte einige Biegungen, die Tiefe nahm von ca. 8 m auf 12 m zu und der Querschnitt änderte sich leicht von rund zu elliptisch. Jeden Moment rechnete Rafael damit, dass die Höhlendecke herunterkam und es zu Ende ging.
 
Aber nein, wieder eine Kurve, und die Höhle ging weiter. Die Abmessungen wurden sogar größer und es gab auch den einen oder anderen Abzweiger, der viel versprechend aussah. Der Tunnel folgte generell  nord-östlichen Richtung. Immer noch Leine verlegend, merkte Rafael nun auch die Kälte und es fiel ihm schwer, die Leine an Zwischenverankerungen zu befestigen, da sich die Finger nicht mehr so recht bewegen lassen wollten. Er war Zeit, nach Hause zu schwimmen! Es wurde die Leine fixiert, abgeschnitten und verstaut. Rafael hasste es, auf offener Strecke umzudrehen, aber er war nunmehr schon 65 Minuten unterwegs.
 
Am Rückweg versuchte er noch, die Vermessung durchzuführen, aber es wurde unmöglich, den Bleistift zu halten und die Messwerte deutlich aufzuschreiben. Zumindest die Länge, Tiefe und generelle Richtung des Seitenganges konnten erfasst werden.
Nach 75 Minuten tauchte Rafael wieder auf, wo ihn besorgte Blicke erwarteten. Wetti war schon vor einiger Zeit aufgetaucht und Rafael wurde nur wenig später erwartet. Aber als von dem Seitentunnel mit ca.150 m Neuland berichtet wurde, wurde ihm verziehen.
Das Support-Team hatte Tee gekocht, welcher die Taucher wieder auftauen ließ. Danach wurde das gesamte Tauchzeug (außer dem Blei) wieder in Scheifsäcken verstaut und die Karawane machte sich wieder an den langen, mühsamen Rückweg zum Sandbiwak, welches nach knapp 5 Stunden wieder erreicht werden konnte - das schwere Gepäck verhinderte ein rasches Weiterkommen. Auch war die Ermüdung durch die Kälte bei allen zu merken.
Nach insgesamt 12 Stunden stolperten 8 Höhlenforscher*innen ins Biwak. Der eine oder andere schaffte es nicht mehr, Abendessen zu kochen. Generell wurde es schnell leise im Biwak und alle schliefen tief und fest.
 
Am Sonntag wurde noch Frühstück gekocht, das Material verstaut und das Camp geräumt. Die Tauchflaschen wurden im Sandbiwak zurückgelassen (vielleicht kommen wir ja wieder...) und der Rückweg zum Tageslicht begann. Der Ausgang konnte nach knapp 2 Stunden ohne Probleme erreicht werden. Es galt dann noch, in leichtem Nieselregen sicher den Parkplatz zu erreichen.
Gegen Mittag erreichten die wackeren Höhlenforscher diesen und eine sehr anstrengende, aber erfolgreiche Tour ging zu Ende – obwohl die erhoffte Verbindung zum Linzersiphon (noch) nicht gefunden werden konnte.
 
Eine letzte Überraschung gab es aber doch noch: Wettis Auto kam zu einem abrupten Stopp in Hallstatt -ein gefräßigen Mader hatte sich an einigen Kabel zu schaffen gemacht, aber die netten Leute vom ÖAMTC konnten ihr weiterhelfen und so kamen alle doch noch gut nach Hause.
 
Vielen Dank an die Helfer Tobias Fellinger, Marie-Melissa Kalamaras, Helmut Hubalek, Attila Szoradi, Ferenc Kovacs sowie Lajos Sass, ohne diese es unmöglich gewesen wäre, im Nordsiphon zu tauchen!
 


[[Kategorie:Touren|^2024^]]
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[[Kategorie:Hirlatz Touren|^2024^]]
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Aktuelle Version vom 27. Oktober 2024, 18:04 Uhr

Termin

11.-13.10.2024

Ziel:

Tauchtour Nordsiphon

Teilnehmer

Tobias Fellinger, Helmut Hubalek, Marie-Melissa Kalamaras, Ferenc Kovacs, Lajos Sass, Attila Szoradi, Barbara Wielander, Rafael Wagner

Treffpunkt

11.10, 19:00, Simonydenkmal, Hallstatt.

Ablauf

11.10.: Anmarsch zum Sandtunnelbiwak

12.10.: Nordsiphon - Tauchtour, zurück zum Biwak

13.10.: Ausstieg

Bericht

Bereits Anfang August 2024 hat das Team in einer Versorgungstour Material bis zum Nordsiphon transportiert, Seilstrecken und einen 15m-Schacht eingebaut, um den Zustieg zum Siphon beim eigentlichen Tauchgang zu erleichtern. Dies wurde in einer 14-stündigen Tagestour geschafft. Die Tauchflaschen, das Tauchblei und einiger Kleinkram wurde in der Höhle ca. 10 Minuten vom Nordsiphon entfernt in Felsspalten verstaut und gesichert. Der Tauchgang wurde dann für Oktober geplant.

Und so fanden sich 6 mutige Helfer*innen (Tobias, Maria, Helmut, Attila, Ferenc, Lajos) und 2 Taucher*innen (Wetti und Rafael) am Freitagnachmittag am Parkplatz am Fuße der Hirlatzhöhle ein. Im Gepäck jede Menge Schleifsäcke, gefüllt mit Biwak-Materialien und Tauchutensilien. Schnell wurde der Kram an die motivierten Helfer aufgeteilt und es ging in ca. 50 Minuten hoch zum eisernen Tor der Höhle. Die erste Überraschung hat auch nicht lange auf sich warten lassen, als der an Wetti übergebene Höhlenschlüssel das Schloss nicht öffnen wollte. Es dauerte etwas, bis dieses Hindernis bewältigt werden konnte, aber letztendlich konnten wir in die Höhle und unserem Abenteuer stand nichts mehr im Wege. Nach dem üblichen Eintrag ins Höhlenbuch und finalen Adjustierungen ging es in den Zubringer, der etwas nasser war als gewöhnlich. Vor allem im Lehmlabyrinth wurden wir von sehr rutschigem Lehmgatsch begrüßt und der eine oder andere fand sich komplett mit feiner Lehmpackung eingesaut… Nichtsdestotrotz machte die Truppe guten Fortschritt und nach ca. 50 Minuten war auch schon der Blocktunnel mit der West-Ost-Abzweigung erreicht. Auch hier erwartete uns ein kleiner See, der eher selten dort anzutreffen ist.

Nach einer kurzen Pause und Müsliriegelstärkung ging es dann Richtung Osten in den Alten Teil der Hirlatzhöhle entlang der großen Blockhalde hinunter zur Querung. Hier rauschte ein Wasserfall aus der gegenüberliegenden Wand und uns kamen zum ersten Mal Zweifel, ob wir es in die Wasserklamm und zum Siphon schaffen würden.

Nach ca. 45 Minuten war schon der feine Sand des Biwaks zu sehen und wenig später breiteten sich 8 Höhlenforscher*innen im sehr angenehmen Sandbiwak aus. Eine Truppe machte sich daran, die Wasserversorgung zu sichern und stieg mit einem Schleifsack voll leerer Plastikflaschen in die Wasserklamm ab, während der Rest das Biwak mit Matten häuslich einrichtete.

Der Wassertrupp kam nicht nur mit dem erfrischenden Nass zurück, sondern auch mit der guten Nachricht, dass der Canyon befahrbar und der Wasserstand nicht viel höher als sonst sei. Daraufhin begann die übliche Kocherei mit allerlei Leckereien aus dem Hause „Travel Lunch“, welche mit Tee, Marillen- und Zirbenschnaps runtergespült wurden. Bald danach gingen die Lichter aus und die Augen zu.

Am nächsten Morgen wurden dann die Scheifsäcke mit den für den Tauchgang benötigten Utensilien beladen. Es war auch geplant, die am Siphon deponierten Flaschen wieder zurück ins Biwak zu bringen und so musste Kapazität in den Säcken offenbleiben. Gegen 10:00 ging es dann los in den Wassercanyon, der durch ein kleines Loch unweit des Biwaks zu betreten ist. Dem folgt eine mühsame Stufe, die mit einem Halteseil gesichert ist. Im engen Canyon geht es dann zur bösen Ecke, die ihren Namen zu Recht hat: eine sehr enge Stelle im aktiven Canyon, die fast einen Winkel von 90° beschreibt und in eine 2-m-Stufe übergeht. Wir konnten aber alle Hindernisse überwinden, die schweren Säcke wurden durchgereicht, und wir kamen einigermaßen gut voran. Körperspannung und Spreizen sind hier die Mittel zum Zweck.

Auch die drei Seequerungen erwiesen sich mit den schweren Säcken als herausfordernd und so mancher bekam die Gummistiefel geflutet. Heraus aus dem Canyon, kamen wir im größeren Gang wieder leichter voran. Es ging vorbei an dem Geheimgang, den wir links liegen ließen, immer weiter Richtung Abzweiger Linzer – Nordsiphon.

Und dann die nächste Überraschung: Kurz vor dem 15-m-Schacht, ein See … ein TIEFER See… der war beim letzten Mal nicht dort, bzw. war es im Sommer nur eine Lacke. Die Truppe kam zu einem abrupten Stopp, wir schauten fassungslos in den See; es gab wohl nur 2 Möglichkeiten – durchschwimmen oder zurück zum Geheimgang und dann dort schliefen, aber das würde mindestens 2 Stunden extra kosten. Doch dann sah Ferenc einen kleinen Spalt links über dem See und ehe wir uns darüber im Klaren waren, war Ferenc auch schon hochgeklettert, durchgeschlieft und leuchtet uns vom trockenen Ende des Sees entgegen – eine Umgehung ist möglich! Es dauerte einige Zeit, alle Säcke dort durchzuschieben, aber es war immer noch besser, als komplett nass zu werden oder den großen Umweg über den Geheimgang zu machen. Was für ein Glück im Unglück, genau über dem See einen Schluf zu finden!

Danach kamen wir schnell zum 15-m-Schacht, den wir bei der Vorbereitungstour eingebaut hatten. Einer nach dem anderen seilte sich ab und wir erreichten Abzweiger Linzer – Nordsiphon. Der gesamte Bereich der Stauzone war mit dunklem, feuchtem Lehm überzogen und unsere Fußspuren von der Vorbereitungstour waren nirgends zu sehen – hier kam wohl jede Menge Wasser durch seit dem letzten Mal. Gespannt kamen wir den Nordsiphon näher. Erleichterung setzte ein, als wir unser Materialdepot komplett vorfanden. Von dort waren es noch ca. 10 Minuten bis zum Nordsiphon. Als wir nach ca. 3 Stunden dort ankamen, staunten wir nicht schlecht: Der Wasserspiegel schien sogar niedriger zu sein als beim letzten Mal. Die Hydrogeologie dieser Höhle ist faszinierend.

Während sich die Taucher*innen Wetti und Rafael bereits ans Zusammenbauen und Anlegen der Tauchausrüstung machten, brachten unsere fleißigen Helfer*innen die restlichen Flaschen und das Blei vom Materialdepot zum Siphon. Damit sparten wir wertvolle Zeit und die Wartezeit am Siphon wurde für die Helfer auch verkürzt.

Wetti plante den Tauchgang mit 2x 9 l Carbonflaschen (300 bar) und Trocki, während Rafael mit einem Sauerstoffkreislaufgerät, 3x 4l Bail-out-Flaschen (200 bar) und Nassanzug unterwegs sein wollte. Der Plan war, eine mögliche Verbindung zum Linzersiphon zu finden. Den Eingang in die zwischen den Siphonen „fehlende“ Verbindungsstrecke glaubte Ulrich Meyer vor ca. 18 Jahren im Nordsiphon 100 m von der Abtauchstelle entfernt auf -14m gefunden zu haben. Auf der Karte fehlen zwischen den beiden Siphonen ca. 100-150 m und laut der Beschreibungen von damals wäre hier eine Verbindung wahrscheinlich.

Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren, ging es los. Das 5° Grad kalte Wasser machte sich bei Rafaels Nassanzug bemerkbar, erwärmte sich aber bald im Anzug. Auffallend auf den ersten Tauchmetern war die dünne Sedimentschicht am Boden, an der Decke und sogar an der alten Leine. Im Gegensatz zu anderen Tauchstellen in der Hirlatzhöhle dürfte dieser Siphon eher stagnierend, mit wenig Wasserbewegung sein. Auch der Zustand der alten, immerhin bereits vor fast 20 Jahren verlegten Leine war ausgezeichnet– keine gerissenen Stellen, nur etwas schlaff zwischen den Befestigungspunkten.

Nach ein paar Schwierigkeiten mit der Tarierung aufgrund der sehr leichten Carbonflaschen konnten wir weiter vordringen. Die Sicht war leider etwas schlechter, das Wasser hatte einen Braunstich und die feinen Sedimente rieselten von der Decke bzw. wurden leicht vom Boden aufgewirbelt.

Wir bewegten uns nahe der Leine in Richtung der im Plan vermerkten Abzweigung, ca. 100 m von der Abtauchstelle entfernt. Das Gangprofil war geräumig, mit einigen Kurven und Richtungswechseln. Die erste Abzweigung mit Fragezeichen kam nach 40 m und Rafael wollte sie sich am Rückweg genauer ansehen. Nach ein paar weiteren Metern erreichten wir eine Luftglocke auf -4 m, die wir hinter uns ließen und danach erkannten wir eine Abzweigung von der Tauchleine. Wir befanden uns nun in einem großen Raum auf -14 m; wie im Plan beschrieben, musste dies unser Abzweiger Richtung Linz sein.

Rafael setzte einen Leinmarker, hängte eine Flasche ab und beide Taucher*innen folgten der Leine zu einer Schichtfuge, die sich horizontal am Höhlenboden sehr breit, jedoch niedrig auftat - die alte Leine verschwand darin. Rafael versuchte, der Leine zu folgen, musste jedoch nach ein paar Metern feststellen, dass ein „chest-mount“ Kreislaufgerät in dieser engen Spalte nicht die beste Wahl ist. Mit dem Rücken gegen die Höhlendecke gedrückt und die Gegenlunge des Kreislaufgerätes an den Höhlenboden gequetscht, wurde das Atmen erschwert – aber es musste doch ein Durchkommen geben – wieder ein paar Zentimeter weiter, und dann ging gar nichts mehr. Kurz stecken geblieben, keine vollen Atemzüge mehr und nun kam auch noch der unweigerlich aufgewühlte Lehm und machte unsere Sicht zu nichte. Wetti folgte ein Stück, aber bemerkte die Schwierigkeiten und wartete an einer etwas höheren Stelle. Rafael konnte sich vorsichtig drehen und in Null-Sicht der Leine folgen und wieder zurück inden großen Raum am Leinen-T kommen.

Nach ein paar verblüfften, ratlosen Blicken haben wir entschieden, bis zur Auftauchstelle am Ende des Nordiphons weiter zu tauchen, um zumindest den Rest des Siphons zu sehen. Das klappte problemlos, es musste nur neue Leine verlegt werden und nach ein paar Minuten tauchten wir in einem großen, luftgefüllten Raum auf. Rechts plätscherte das Wasser in einen Seitengang, der den Hauptgang abkürzt und mit diesem wieder zusammenläuft.

Nach einem kurzen Gespräch über das Erlebte und einer gewissen Enttäuschung, setzte auch schön langsam die Kälte ein. Nach ca. 45 Minuten in 5°C kaltem Wasser, entschieden wir, den Rückzug anzutreten. Wetti tauchte voraus, während Rafael noch die Leine fixierte und seine Ausrüstung aufräumte. Dadurch hatte Wetti einen relativen großen Vorsprung und Rafael konnte ihr nicht mehr mitteilen, dass er noch in den Seitengang mit dem Fragezeichen schauen wollte – was später noch für gewisse bange Momente sorgen sollte.

Der Rückweg war unspektakulär mit mäßiger, bis schlechter Sicht. Es rieselte immer noch Silt von der Höhlendecke, der von den Ausatemblasen gelockert wurde. Auch im Bereich der engen Abzweigung war die Sicht nahe Null. Rafael nahm wieder seine abgehängte Flasche auf und tauchte weiter. Er leuchtete noch in den ein oder anderen Seitenteil, ohne jedoch Fortsetzungen zu entdecken. Dann noch kurz in der Luftglocke auf -4 m aufgetaucht und den Kopf aus dem Wasser gesteckt – es ist faszinierend, dass sich diese Glocke hier so lange halten konnte (wurde schon vor fast 20 Jahren von U. Meyer beschrieben). Dann konnte Rafael den Seitengang mit dem ominösen Fragezeichen in der linken Höhlenwand entdecken und er sah vielversprechend aus – vielleicht doch noch Neuland!

Schnell wurde ein Richtungspfeil montiert und die Leine fixiert. Ein geräumiger Tunnel mit ca. 1 m Durchmesser und dunklem Sediment erstreckte sich so weit das Licht reichte. Rafael tauchte vorsichtig in den Seitengang und die Leine lief geschmeidig vom Reel. Der Gangverlauf machte einige Biegungen, die Tiefe nahm von ca. 8 m auf 12 m zu und der Querschnitt änderte sich leicht von rund zu elliptisch. Jeden Moment rechnete Rafael damit, dass die Höhlendecke herunterkam und es zu Ende ging.

Aber nein, wieder eine Kurve, und die Höhle ging weiter. Die Abmessungen wurden sogar größer und es gab auch den einen oder anderen Abzweiger, der viel versprechend aussah. Der Tunnel folgte generell nord-östlichen Richtung. Immer noch Leine verlegend, merkte Rafael nun auch die Kälte und es fiel ihm schwer, die Leine an Zwischenverankerungen zu befestigen, da sich die Finger nicht mehr so recht bewegen lassen wollten. Er war Zeit, nach Hause zu schwimmen! Es wurde die Leine fixiert, abgeschnitten und verstaut. Rafael hasste es, auf offener Strecke umzudrehen, aber er war nunmehr schon 65 Minuten unterwegs.

Am Rückweg versuchte er noch, die Vermessung durchzuführen, aber es wurde unmöglich, den Bleistift zu halten und die Messwerte deutlich aufzuschreiben. Zumindest die Länge, Tiefe und generelle Richtung des Seitenganges konnten erfasst werden. Nach 75 Minuten tauchte Rafael wieder auf, wo ihn besorgte Blicke erwarteten. Wetti war schon vor einiger Zeit aufgetaucht und Rafael wurde nur wenig später erwartet. Aber als von dem Seitentunnel mit ca.150 m Neuland berichtet wurde, wurde ihm verziehen. Das Support-Team hatte Tee gekocht, welcher die Taucher wieder auftauen ließ. Danach wurde das gesamte Tauchzeug (außer dem Blei) wieder in Scheifsäcken verstaut und die Karawane machte sich wieder an den langen, mühsamen Rückweg zum Sandbiwak, welches nach knapp 5 Stunden wieder erreicht werden konnte - das schwere Gepäck verhinderte ein rasches Weiterkommen. Auch war die Ermüdung durch die Kälte bei allen zu merken. Nach insgesamt 12 Stunden stolperten 8 Höhlenforscher*innen ins Biwak. Der eine oder andere schaffte es nicht mehr, Abendessen zu kochen. Generell wurde es schnell leise im Biwak und alle schliefen tief und fest.

Am Sonntag wurde noch Frühstück gekocht, das Material verstaut und das Camp geräumt. Die Tauchflaschen wurden im Sandbiwak zurückgelassen (vielleicht kommen wir ja wieder...) und der Rückweg zum Tageslicht begann. Der Ausgang konnte nach knapp 2 Stunden ohne Probleme erreicht werden. Es galt dann noch, in leichtem Nieselregen sicher den Parkplatz zu erreichen. Gegen Mittag erreichten die wackeren Höhlenforscher diesen und eine sehr anstrengende, aber erfolgreiche Tour ging zu Ende – obwohl die erhoffte Verbindung zum Linzersiphon (noch) nicht gefunden werden konnte.

Eine letzte Überraschung gab es aber doch noch: Wettis Auto kam zu einem abrupten Stopp in Hallstatt -ein gefräßigen Mader hatte sich an einigen Kabel zu schaffen gemacht, aber die netten Leute vom ÖAMTC konnten ihr weiterhelfen und so kamen alle doch noch gut nach Hause.

Vielen Dank an die Helfer Tobias Fellinger, Marie-Melissa Kalamaras, Helmut Hubalek, Attila Szoradi, Ferenc Kovacs sowie Lajos Sass, ohne diese es unmöglich gewesen wäre, im Nordsiphon zu tauchen!