2022-02-05: Tauchtour Megalodonten: Unterschied zwischen den Versionen
Die Seite wurde neu angelegt: „===Termin=== 5.2.-8.2.2022 ===Ziel:=== Tauchgang im Megalodontensiphon und Spaziergang in der Sahara ===Teilnehmer=== Stefan Gaar, Wetti Wielander Anmelden…“ |
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Der Zustieg erfolgte am Samstag, den 5.2. – schwer bepackt ging es den nur von einer dünnen Schneeschicht, die gerade einmal ausreichte, dem darunter liegenden Grasbewuchs einen besonderen Rutschfaktor zu verleihen, bedeckten, steilen Hang zu Höhle hinauf, einzig die Leiter beim Eingang musste ausgeschaufelt werden. Weiter durch den Zubringer, den der Jahreszeit entsprechende wunderschöne Eisfiguren zierten. Nach guten drei Stunden Gehzeit Mittagspause im Sprengstellenbiwak, die HdS wurde in gemächlichem Tempo am späteren Nachmittag erreicht. Da die Schleifsäcke voller Tauch- und Biwakzeug doch etwas schwerer als sonst waren wurde beschlossen, die Nacht hier zu verbringen. Bei ungarischem Palinka und Kräuterschnaps wurde es eine sehr gemütliche Biwaknacht, sodass alle am darauffolgenden Tag frohgemut und gut ausgerastet erneut ihre schweren Schleifsäcke schultern konnten. | |||
Sonntag, 6.2.: Es geht weiter Richtung Westen. Jalot, Echokluft und Wilder Westen, und nach drei Stunden war die Gruppe auch schon im Grünkogelbiwak angelangt, ganz, ohne sich zwischendurch zu verirren. Heute steht ein bisschen Sight-Seeing auf dem Programm – Ziel ist die Sahara. Gar nicht so einfach, sich in den riesig dimensionierten Gängen zu orientieren, aber nach etwas (ratlosem) Herumsuchen ist schließlich der Grünkogelüberstieg (auch bekannt als „Mordor’s Ladder“) gefunden und oben wird es dann etwas kleinräumiger, sodass die Orientierung kein allzu großes Problem mehr darstellen sollte. Dachten wir jedenfalls. Der Gang schnurgerade, irgendwann einmal eine Seilquerung. Hm, die habe ich eigentlich noch nie gesehen (und auch die blütenweißen Bergmilchbildungen ein paar Meter vorher kamen mir schon etwas spanisch vor). Dezenter Hinweis von Attila: Ob wir nicht das Seil, an dem wir vor einer halben Stunde vorbei gegangen sind, hinabsteigen hätten sollen? Ach, da war ein Seil? Könnte sein, dass ich doch wieder einmal eine neue Brille brauche. Na ja, aber spannend ist dieser Gang schon – wo der wohl hinführt? Ein Stück weiter endet der Gang an einem Siphon – da lacht das Höhlentaucherherz! Vielleicht ein Projekt fürs nächste Mal… | |||
Also zurück und tatsächlich, dort hängt ja ein Seil! Unten dann diese eine etwas knackige Engstelle am Weg zur Sahara. Stefan beschließt, dass er das heute nicht braucht. Wetti begleitet den Rest der Gruppe noch bis zum Eingang der Sahara und geht anschließend zurück zu Stefan, der selber so seine Probleme hat, den Rückweg zu finden. Zu zweit zurück Richtung Biwak und dann noch schnell am Anfang des Megalodontencanyons Wasser geschöpft, und wenig später kommt auch der Rest der Gruppe wieder. | |||
Montag, 7.2.: Tauchsachen gepackt (muss das Zeug so schwer sein…?) und auf geht’s. Dass der Megalodontencanyon wirklich so eng ist (und vor allem mit den schweren Schleifsäcken so nervig zu klettern), das hatte ich so nicht in Erinnerung. Gelegentliches Planstudium, damit ich im zentralen, labyrinthischen Canyonbereich nur ja die richtigen Abzweigungen erwische. Dann noch zwei Steilstufen mit Halteseilen versichert und nach rund zwei Stunden haben wir dann auch schon den Siphon erreicht. Das war dann der Moment, an dem Stefan zum ersten Mal während dieser Tour ein bisschen glücklich drein geschaut hat. | |||
Umziehen ist dort unten nicht ganz so einfach – Platz ist rar und das Gestein scharfkantig, sodass man aufpassen muss wie ein Haftelmacher, dass man sich den Trockentauchanzug nicht beschädigt. Das Wasser ist eiskalt, aber was hatte ich auch erwartet. Tauchausrüstung prüfen, alles funktioniert, meine Flaschen sind mit je 320 bar gut befüllt. Stefan taucht voran und legt Leine, ich filmend hinterher. Die Luftglocke nach 5 m lassen wir gleich links liegen, weiter geht’s den 8 m tiefen Schacht hinab. Der in einer Tiefe von rund 8-11 m nach Westen ziehende Gang ist angenehm dimensioniert, das Wasser glasklar. Nach rund 60 m Tauchstrecke und 6 Minuten Tauchzeit erreichen wir das andere Ende des Siphons bzw. ein flaches Becken, wo wir bequem unsere Tauchsachen ablegen und aus dem Wasser steigen können. Juhu, wir sind durch! Ein recht trivialer Tauchgang mit wenig trivialem Zustieg... | |||
Wenige Meter nach der Auftauchstelle fließt das Wasser aus dem Siphon in einen relativ engen Spalt, der 5 m erkundet wurde und von schlanken Höhlenforschern ohne Trockentauchanzug vermutlich weiter verfolgt werden könnte. Wir entschließen uns für die zweite sichtbare Fortsetzung: ein groß dimensionierter Gang, der etwa im 30° Winkel ansteigend Richtung Nordosten führt. Schon nach wenigen Metern hört man das Wasserrauschen nicht mehr, allerdings ist auch dieser Gang zumindest während Hochwasserperioden aktiv – wassergefüllte Kolke mit teils beachtlichen Ausmaßen zeugen davon. Nach rund 100 m endet der Gang an einem ca. 10 m tiefen, mit Seilhilfe vermutlich kletterbaren Schacht, am Grund ist eine Gangfortsetzung zumindest zu erahnen. Für uns beide ist hier heute allerdings Schluss, auch wollen wir unser Tauchsupportteam nicht unnötig warten lassen. | |||
Der Gang wird Trivialer Riesenkolkzufluss genannt und der schöne Neulandfund im Biwak mit ein paar Schlückchen Schnaps begossen. | |||
Dienstag, 8.2.: Biwak zusammen geräumt, Tauchsachen im Biwak deponiert (für künftige Megalodontencanyonforschung) bzw. in den Schleifsäcken verstaut, und in gemütlichem Tempo geht’s dann wieder Richtung Höhlenausgang, welchen wir nach guten 7 Stunden erreichen. Die Eingangsleiter muss wieder einmal ausgeschaufelt werden (seufz…), und auch sonst liegt etwas mehr Schnee als noch vor vier Tagen, aber leider zu wenig, um ins Tal zu rodeln. | |||
Das Megalodontentauchprojekt wurde als EuroSpeleo Project von der FSE und der Firma Kordas unterstützt – herzlichen Dank dafür! Großer Dank auch an das internationale Tauchsupportteam, namentlich Erik Birkhoff, Lisette de Graauw, Zsolt Nemeth, Feri Kovacs, Lajos Sass und Attila Szoradi – ohne euch wäre diese Aktion nicht möglich gewesen! | |||
Version vom 14. Februar 2022, 12:52 Uhr
Termin
5.2.-8.2.2022
Ziel:
Tauchgang im Megalodontensiphon und Spaziergang in der Sahara
Teilnehmer
Stefan Gaar, Wetti Wielander
Anmelden bei: Wetti Wielander (wetti@cave.at)
Maximal:10
Treffpunkt
4.2.2022 ab 18:00 im Vereinsheim oder 5.2.2022, 10:00, Simonydenkmal, Hallstatt.
Ablauf
- 5.2.: Anmarsch bis Grünkogelbiwak
- 6.2.: Tauchgang Megalodontensiphon
- 7.2.: Wanderung in die Sahara
- 8.2.: Ausstieg
Bericht
Der Zustieg erfolgte am Samstag, den 5.2. – schwer bepackt ging es den nur von einer dünnen Schneeschicht, die gerade einmal ausreichte, dem darunter liegenden Grasbewuchs einen besonderen Rutschfaktor zu verleihen, bedeckten, steilen Hang zu Höhle hinauf, einzig die Leiter beim Eingang musste ausgeschaufelt werden. Weiter durch den Zubringer, den der Jahreszeit entsprechende wunderschöne Eisfiguren zierten. Nach guten drei Stunden Gehzeit Mittagspause im Sprengstellenbiwak, die HdS wurde in gemächlichem Tempo am späteren Nachmittag erreicht. Da die Schleifsäcke voller Tauch- und Biwakzeug doch etwas schwerer als sonst waren wurde beschlossen, die Nacht hier zu verbringen. Bei ungarischem Palinka und Kräuterschnaps wurde es eine sehr gemütliche Biwaknacht, sodass alle am darauffolgenden Tag frohgemut und gut ausgerastet erneut ihre schweren Schleifsäcke schultern konnten.
Sonntag, 6.2.: Es geht weiter Richtung Westen. Jalot, Echokluft und Wilder Westen, und nach drei Stunden war die Gruppe auch schon im Grünkogelbiwak angelangt, ganz, ohne sich zwischendurch zu verirren. Heute steht ein bisschen Sight-Seeing auf dem Programm – Ziel ist die Sahara. Gar nicht so einfach, sich in den riesig dimensionierten Gängen zu orientieren, aber nach etwas (ratlosem) Herumsuchen ist schließlich der Grünkogelüberstieg (auch bekannt als „Mordor’s Ladder“) gefunden und oben wird es dann etwas kleinräumiger, sodass die Orientierung kein allzu großes Problem mehr darstellen sollte. Dachten wir jedenfalls. Der Gang schnurgerade, irgendwann einmal eine Seilquerung. Hm, die habe ich eigentlich noch nie gesehen (und auch die blütenweißen Bergmilchbildungen ein paar Meter vorher kamen mir schon etwas spanisch vor). Dezenter Hinweis von Attila: Ob wir nicht das Seil, an dem wir vor einer halben Stunde vorbei gegangen sind, hinabsteigen hätten sollen? Ach, da war ein Seil? Könnte sein, dass ich doch wieder einmal eine neue Brille brauche. Na ja, aber spannend ist dieser Gang schon – wo der wohl hinführt? Ein Stück weiter endet der Gang an einem Siphon – da lacht das Höhlentaucherherz! Vielleicht ein Projekt fürs nächste Mal…
Also zurück und tatsächlich, dort hängt ja ein Seil! Unten dann diese eine etwas knackige Engstelle am Weg zur Sahara. Stefan beschließt, dass er das heute nicht braucht. Wetti begleitet den Rest der Gruppe noch bis zum Eingang der Sahara und geht anschließend zurück zu Stefan, der selber so seine Probleme hat, den Rückweg zu finden. Zu zweit zurück Richtung Biwak und dann noch schnell am Anfang des Megalodontencanyons Wasser geschöpft, und wenig später kommt auch der Rest der Gruppe wieder.
Montag, 7.2.: Tauchsachen gepackt (muss das Zeug so schwer sein…?) und auf geht’s. Dass der Megalodontencanyon wirklich so eng ist (und vor allem mit den schweren Schleifsäcken so nervig zu klettern), das hatte ich so nicht in Erinnerung. Gelegentliches Planstudium, damit ich im zentralen, labyrinthischen Canyonbereich nur ja die richtigen Abzweigungen erwische. Dann noch zwei Steilstufen mit Halteseilen versichert und nach rund zwei Stunden haben wir dann auch schon den Siphon erreicht. Das war dann der Moment, an dem Stefan zum ersten Mal während dieser Tour ein bisschen glücklich drein geschaut hat.
Umziehen ist dort unten nicht ganz so einfach – Platz ist rar und das Gestein scharfkantig, sodass man aufpassen muss wie ein Haftelmacher, dass man sich den Trockentauchanzug nicht beschädigt. Das Wasser ist eiskalt, aber was hatte ich auch erwartet. Tauchausrüstung prüfen, alles funktioniert, meine Flaschen sind mit je 320 bar gut befüllt. Stefan taucht voran und legt Leine, ich filmend hinterher. Die Luftglocke nach 5 m lassen wir gleich links liegen, weiter geht’s den 8 m tiefen Schacht hinab. Der in einer Tiefe von rund 8-11 m nach Westen ziehende Gang ist angenehm dimensioniert, das Wasser glasklar. Nach rund 60 m Tauchstrecke und 6 Minuten Tauchzeit erreichen wir das andere Ende des Siphons bzw. ein flaches Becken, wo wir bequem unsere Tauchsachen ablegen und aus dem Wasser steigen können. Juhu, wir sind durch! Ein recht trivialer Tauchgang mit wenig trivialem Zustieg... Wenige Meter nach der Auftauchstelle fließt das Wasser aus dem Siphon in einen relativ engen Spalt, der 5 m erkundet wurde und von schlanken Höhlenforschern ohne Trockentauchanzug vermutlich weiter verfolgt werden könnte. Wir entschließen uns für die zweite sichtbare Fortsetzung: ein groß dimensionierter Gang, der etwa im 30° Winkel ansteigend Richtung Nordosten führt. Schon nach wenigen Metern hört man das Wasserrauschen nicht mehr, allerdings ist auch dieser Gang zumindest während Hochwasserperioden aktiv – wassergefüllte Kolke mit teils beachtlichen Ausmaßen zeugen davon. Nach rund 100 m endet der Gang an einem ca. 10 m tiefen, mit Seilhilfe vermutlich kletterbaren Schacht, am Grund ist eine Gangfortsetzung zumindest zu erahnen. Für uns beide ist hier heute allerdings Schluss, auch wollen wir unser Tauchsupportteam nicht unnötig warten lassen.
Der Gang wird Trivialer Riesenkolkzufluss genannt und der schöne Neulandfund im Biwak mit ein paar Schlückchen Schnaps begossen.
Dienstag, 8.2.: Biwak zusammen geräumt, Tauchsachen im Biwak deponiert (für künftige Megalodontencanyonforschung) bzw. in den Schleifsäcken verstaut, und in gemütlichem Tempo geht’s dann wieder Richtung Höhlenausgang, welchen wir nach guten 7 Stunden erreichen. Die Eingangsleiter muss wieder einmal ausgeschaufelt werden (seufz…), und auch sonst liegt etwas mehr Schnee als noch vor vier Tagen, aber leider zu wenig, um ins Tal zu rodeln. Das Megalodontentauchprojekt wurde als EuroSpeleo Project von der FSE und der Firma Kordas unterstützt – herzlichen Dank dafür! Großer Dank auch an das internationale Tauchsupportteam, namentlich Erik Birkhoff, Lisette de Graauw, Zsolt Nemeth, Feri Kovacs, Lajos Sass und Attila Szoradi – ohne euch wäre diese Aktion nicht möglich gewesen!