2017-07-13: Schwabenland

Aus Höhlenverein Hallstatt-Obertraun
Version vom 23. August 2017, 17:32 Uhr von Peter Hübner (Diskussion | Beiträge) (→‎Bericht)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Termin

14. Juli 2017 bis 18. Juli 2017

Ziel:

Diverse Fragezeichen im Schwabenland bearbeiten (z.B.: Fortsetzung nach Majestixdom, Kaugummischlot abschließen, Yorkshire Land fortsetzen, offene Schlote anfangen, ... )


Geplanter Ablauf

Treffpunkt: Am späten Vormittag in Hallstatt oder Obertraun

Tätigkeiten:

1. Tag: Marsch zum Schwabenlandbiwak,

2.-4. Tag: Forschungsarbeit: 2x Majestixdom, Kaugummischlot fertig machen (die letzten Meter erbohren und oberen Teil vermessen), Doppelschlot anfangen

5. Tag: Rückweg


Teilnehmer

Wetti Wielander, Peter Hübner, Tobias Fellinger, Stajgr, Marika


Bericht

(von Wetti Wielander)

Teilnehmer: Tobias Fellinger, Marika Gutscherova, Peter Hübner, Jiri (Stajgr) Vokac, Barbara Wielander

Fr, 14.7.:

8:00 morgens: Im Vereinsheim in Obertraun, wo Tobias, Peter und Wetti die letzte Nacht verbracht hatten, herrscht noch Chaos. Auf den Tischen verteilen sich bunt gemischt Messgeräte, Müsliriegel, Packerlsuppen, Daunengilets, Zahnbürsten und was man sonst noch alles für fünf Tage in der Höhle braucht. Und das soll alles noch in die Schleifsäcke? Man wird sehen. Eine Stunde später lichtet sich das Chaos langsam, die prall gefüllten Schleifsäcke werden ins Auto verladen und ab geht’s nach Hallstatt, wo wir Stajgr und Marika treffen. Vor ihrem Auto bietet sich den Anwesenden ein ähnliches Bild wie wenige Stunden zuvor im Vereinsheim. Um 10:00 kann dann der Aufbruch zur Höhle erfolgen – es ist tropisch heiß und wir freuen uns schon drauf, endlich ins kühle Loch zu kommen. Wir waren noch keine halbe Stunde gegangen, als sich Peter plötzlich an den Kopf griff, leise zu fluchen begann und wieder den Berg hinunter lief. Im allgemeinen Aufbruchsgewusel war der Höhlenschlüssel im Auto geblieben… Um 12:00 konnten wir schließlich mit dem Anmarsch zum Sprengstellenbiwak beginnen, welches wir in gemächlichem Tempo (wir wollten schließlich unsere Kräfte schonen) um 15:00 erreichten. Der Graue Gang war wie erwartet offen, in der Höhle war’s etwas feucht, aber für sommerliche Bedingungen nicht ungewöhnlich viel Wasser. Kurze Jausenpause, noch ein bisschen Material eingepackt, und weiter ging’s Richtung Schwabenland. Am Weg ins Biwak, welcher aufgrund Peters fleißiger Einbautätigkeit im vergangenen Frühjahr schon deutlich bequemer ist als bei der letzten Schwabenland-Biwaktour im Vorjahr, wurden noch ein paar Einbauten vervollständigt, wobei die so entstandenen Pausen manch müdem Expeditionsteilnehmer nicht ungelegen kamen. Um 23:00 konnte schließlich das Biwak bezogen werden. Noch geschwind ein kleines Abendessen gekocht, und dann nichts wie ab in die Schlafsäcke.

Sa, 15.7.:

Die Nacht war recht kurz, manch eine/r blinzelt etwas verschlafen aus dem Schlafsack heraus. Kurze Planung der Expeditionsziele für den heutigen Tag, und um 10:00 geht’s dann los. Peter, Tobias und Wetti wandern Richtung Majestixdom. Die Weiterarbeit dort sollte nach dem missglückten Versuch im Vorjahr die Hauptaufgabe der heurigen Schwabenlandtour sein. Am Weg nach unten werden die Einbauten am Gorbatschow-Step noch etwas verfeinert. Ca. 2 Stunden nach Aufbruch aus dem Biwak erreichen die drei den Schachtabstieg in den Majestixdom. Im Canyon hinter ihnen rauscht ein beeindruckender Wasserfall – laut Peters Aussage findet man dort im Winter nur ein Rinnsal, welches mit Müh und Not zum Füllen der Trinkflaschen taugt. Das Wasser verschwindet zwischen Blöcken und kommt wenige Meter unterhalb wieder zum Vorschein – dummerweise genau dort, wo Peter sich abseilen möchte. Eine Zeit lang probiert Peter, dem Wasser auszuweichen, dieses Vorhaben erweist sich allerdings als kaum durchführbar, und so wird die Weiterforschung im Majestixdom schweren Herzens auf einen wassertechnisch günstigeren Zeitpunkt verschoben. Stajgr und Marika haben sich in der Zwischenzeit zum über dem „Mexikaner“ ansetzenden Doppelschlot begeben. In geduldigster Arbeit schaffte Stajgr es, den nördlichen der beiden Schlote (welche entgegen ersten Vermutungen nicht zusammenhängen zu scheinen) bis in eine Höhe von ca. 50 m über dem Boden zu erklettern. Der Schlot ist eigentlich Teil eines gigantischen, nach Westen und gestuft nach oben ziehenden Canyons. Und ja, eigentlich wäre es naheliegend, am Canyonboden entlang zu spazieren, aber erstens fließt am Grund des Canyons ein durchaus ansehnlicher Höhlenbach, und zweitens wäre Stajgr nicht Stajgr, wenn er nicht jede Gelegenheit nützen würde, sich irgendwo in die Höhe zu bohren…

So, 16.7.:

Wir beschließen, einen eher gemütlichen Tag einzulegen. Die Forschung im Majestixdom können wir bei dieser Tour wohl vergessen, also suchen sich Peter, Tobias und Wetti ein anderes Ziel. Da gab’s doch noch diesen letztes Jahr begonnenen Kaugummischlot… Stajgr meinte, es sei eine gute Idee, dort weiter zu machen, und lächelt verschmitzt. Na ja, warum auch nicht! Er selber begibt sich mit Marika wieder zum Doppelschlot. Tobias, Wetti und Peter wandern also wieder durch’s Küfel, Gorbatschow-Step runter, dann rechts zum Kaugummischlot. Aufstieg im Schlot. Das Seil dehnt sich wie ein Gummiband, die Steigklemmen wollen bei dem Gatsch auch nicht recht halten. Peter steigt voraus, um am Schlotende dort weiter zu arbeiten, wo Stajgr im Vorjahr aufgehört hatte, Tobias und Wetti steigen vermessend hinterher. Ca. 90 m über dem Schachtgrund wird so ein kurzer, horizontaler Gang erreicht, welcher in einer niederen Spalte endet. Dort konnte Tobias in einen engen, möglicher Weise weiterführenden Canyon blicken, jedoch machten Unmengen an Gatsch ein Weiterkommen kaum möglich. Sobald man dort länger als wenige Sekunden an einer Stelle stehen blieb, begann man, immer tiefer im Lehm zu versinken, bis nur noch die obersten Zentimeter der Gummistiefel zu sehen waren und es kaum mehr möglich war, die Stiefel wieder aus der zähen Masse heraus zu bekommen. Gatsch frisst Gummistiefel. Und bei jedem Schritt das gleiche Theater. Unsere Lust, dort mit allzu großem Enthusiasmus weiter nach möglichen und unmöglichen Fortsetzungen zu suchen, hielt sich in Grenzen. In der Zwischenzeit hing Peter an der Schlotdecke um dort einen Kolk, in dem es vielleicht auch noch weiter gehen könnte, zu inspizieren. Nachdem von allen Anwesenden die Chancen, dort noch auf sagenhafte Fortsetzungen zu treffen, als verschwindend gering eingestuft wurden, wurde mit dem Seilabbau begonnen. Peter und Wetti begannen mit dem Ausbauen, Tobias machte sich in der Zwischenzeit aus dem Staub bzw. Dreck. Ja, der Ausbau… In der Theorie kein Drama, aber wenn man mit gatschigen, glitschigen, schweren Seile hantieren, mit vergatschten Fingern widerspenstige Schraubglieder auf- und zuschrauben muss und alle paar Minuten dem gefräßigen Gatsch die Gummistiefel entreißen muss, ja, dann kommt man bald an die Grenzen der persönliche Leistungs- und Leidensfähigkeit. Aber ein Gutes hat der zähe Lehm – da man an der Schlotwand festpickt braucht man sich auch nicht davor zu fürchten, abzustürzen. Der Ausbau wurde aufgrund der dann schon fortgeschrittenen Stunde bei einem Absatz ca. 40 m über dem Schlotboden beendet – bei der nächsten Tour darf dann jemand anderer gatschspielen gehen. Immerhin hat diese Aktion dem Kaugummischlot einen Ganglängenzuwachs von 76 m gebracht, sodass der Schlot nun 167 m (bei einer Höhe von 93 m) lang ist. Stajgr war in der Zwischenzeit fleißig wie immer, hat geschlossert und rund 60 m über dem Boden des Canyons mit dem Einbau einer Traverse auf einem lehmigen (seufz…) Band begonnen.

Mo, 17.7.:

Tobias und Peter blieben im Biwak, um die Sachen vom allerärgsten Lehm zu befreien, eine Arbeit, die auch einige Stunden in Anspruch nahm. Wetti, Marika und Stajgr gingen zum Doppelschlot. Stajgr schlosserte (was sonst), Wetti und Marika starteten die Vermessung. Der von Stajgr bearbeitete nördliche Schlot konnte bis auf eine Länge von 87 m (H: +60 m) vermessen werden, die Vermessung endet am Anfang der bereits erwähnten Traverse (dann wurde es den Vermesserinnen – zumindest für heute – zu luftig unterm Hintern). Nach der Traverse erreichte Stajgr einen Horizontalgang, welcher in einen rund 15 m hohen und 7 m im Durchmesser messenden Raum führte. Nach einer Stufe setzt dort wieder ein Gang an, welcher zu einem noch nicht erforschten, rund 15 m tiefen Schachtabbruch führt. Sehr, sehr spannend! Stajgr berichtete uns mit freudigem Grinsen von dieser schönen Entdeckung und begann gleich, Pläne für künftige Schwabenlandtouren zu schmieden. In der Zwischenzeit gingen Marika und Wetti ein bisschen spazieren und besuchten den Dom der Gelassenheit mit den wunderschönen, bizarren Lehmformationen (wer braucht schon Tropfsteine, wenn man so schönen Lehm haben kann, überhaupt ist das Schwabenland ein Eldorado für alle, die auf Gatsch in allen Varianten stehen) sowie das „Mausoleum“.

Di, 18.7.:

Die Vorräte sind aufgebraucht, das letzte Paar Socken entwickelt auch schon interessante Gerüche, sprich: Es wird Zeit, nach Hause zu gehen. Das Biwak wird um 9:00 verlassen, der Höhleneingang kann bereits vor 16:00 wieder erreicht werden. Bis auf dass Marika mittels Mannschaftszug aus einem gatschigen Loch befreit werden musste, in welches sie aufgrund von wegtechnischen Unklarheiten geraten war, gab es keine besonderen Vorkommnisse. Das Wetter draußen: warm und sonnig. Wir genießen es nach fünf Tagen Lehm und Nässe….