2015-03-06 Forschung HDS

Aus Höhlenverein Hallstatt-Obertraun
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Planung

  • Termin: 06.-08.03.2015
  • Treffpunkt: Freitag, 06.03.2015; 16:00 Echerntal
  • Teilnehmer: (die maximale Anzahl der Teilnehmer ist auf 6 beschränkt; da noch unklar ist, ob/wer von den 'Alten Hasen' der Hirlatz dabei ist, ist die Teilnehmerzahl beschränkt und setzt Absprache voraus)
    • Anmeldung bei: Stefan Dahm
    • Teilnehmer : Stefan Dahm, Willfried Domainko, Romero Steinhauser, Stajgr


  • Ablauf:
    • Fr: Mittags Einmarsch zur HDS
    • Sa:
      • Je nach Teilnehmerzahl Aufteilung in mehrere Teams und Erfüllen der möglichen Ziele
      • Ggf. weitere Erkundung in der Gegend der Echokluft und des Untergeschosses (an der Lemburg links)
    • So: Abrücken und heimfahren

Bericht

Freitag

Die hohe Lawinengefahrstufe hatte im Vorfeld viele Unsicherheiten zur Folge. Telefonate mit Beni und Peter Seethaler bachten mehr Sicherheit. So beschließen wir, dass es sich lohnt die Situation vor Ort anzusehen. Romero sagt ab, da ihm noch ein Lawinenunfall vom letzten Jahr in den Knochen steckt.

Einmarsch

Nachdem ich mit Willi im Höhlenhaus ein 50m Seil, 30 Anker und 8 Lachen geholt habe, treffen wir um 16:00 Stajgr am Parkplatz im Echerntal. Die kleine Gruppe ist schnell startklar und so starten wir um 16:30 mit 50m Speleoseil, 30m Kletterseil, 2 Bohrmaschinen, zahlreichen Ankern, Lachen und Schraubgliedern schwer bepackt den Aufstieg. Der Schnee ist mit ca. 30 cm nicht übermäßig tief, aber rutschig und durchfeuchtet, keine wirklich angenehme Situation, und beschert uns einen langen Aufstieg. Um 18:10 tagen wir uns ins Höhlenbuch ein.
Nach dem Pendler beschließen wir uns Zeit für die Zwischenetage zu nehmen, die noch keiner von uns kennt. Wir sind begeistert von den schönen Gängen und erreichen so zunächst den Siphon der (oder bei der) Meyberg‘schen Auftauchstelle. Diesen können wir überklettern, so dass wir erst später von sehr viel Wasser gestoppt werden. Anschließend geht es noch zum Schwarzsiphon und dann zurück zum Gepäck.
Auf dem Weiterweg finden wir unter der letzten Leiter beim Abstieg zum Westen einen Schleifsack mit einer alten rostigen Tauchflasche. Ich beäuge die potentielle Bombe erst recht vorsichtig, bis ich erkenne, dass das Ventil herausgedreht und die Flasche somit ohne Druck ist.
Beim Abzweig zum Dark Highway finden wir eine Leiter, 18m Seil und einige Laschen, Anker und Schraubglieder. Da der Bestand in der HDS mager ist und auch im Höhlenhaus nicht verfügbar war, nehmen wir die Hardware von hier mit.
Vor dem Sunk deponiert Stajgr das notwenige Material, um hier morgen einen Schlot zu erbohren.
Kurz vor Mitternacht erreichen wir die HDS.
An der Wasserstelle ist es erstaunlich trocken und so kann ich mich etwas besser umsehen. Dabei fällt mir auf, dass das Wasser nicht aus einer Spalte sondern aus einem befahrbaren Schlot kommt. Schnell rufe ich Stajgr. Sein nächstes Projekt?
Nach einem warmen Essen kehrt zwischen 1 und 2 am Samstagmorgen Nachtruhe ein.

Samstag

Trotz der späten Nachtruhe sind wir zeitig aktiv und starten um 10 Uhr in zwei 'Gruppen'. Nachdem Stajgr sich entschlossen hat die Wasserversorgung zu untersuchen, macht er sich auf den Weg, das am Hauptweg deponierte Material nachzuholen. Willi und Stefan brechen auf zum Wasserschlot zwischen HDS und Jalot.

Wasserschlot zwischen HDS und Jalot

Ich steige zunächst an den Seilen auf zum linken Umkehrpunkt vor der Kluft. Leider kann Willi wegen der Enge und Steinschlaggefahr nicht nachkommen. Meiner Einschätzung nach hätte man auf dem ebenen Boden vielleicht eine Chance hier einzudringen. Aus der Kletterposition und da es auch nicht sehr vielversprechend aussieht gebe ich an dieser Stelle auf. Dann wage ich mich bei schlechtem Gestein noch über den Überhang des rechten Schlots und erbohre 4-5 weitere Meter. Dann wird auch dieser Schlot so eng mit hängenden Steinen, dass ein Weiterkommen unmöglich ist. Wir bauen alles ab, wobei sich an der Kante des Überhangs riesige Steine lösen.Auf eine detaillierte Planaufnahme verzichten wir, die die beiden Fortsetzungen jeweils nur wenige Meter au der hohen Hallendecke herausführen.Dennoch nehmen wir mit dem Disto ein Profil aus, dass Beni in den Plan vom Kugellager integrieren wird.
Wir begeben uns zur Mittagspause ins Biwak, wo Stajgr gerade aus seinem Schlot abseilt, um neues Material aufzunehmen.

Schlot der Wassererversorgung am HDS Biwak
Skizze von Stajgr: Schlot mit Wasserversorgung des Biwaks, Blick in Richtung HDS

Mit Hilfe einer Leiter erreicht Stajgr recht hoch die linke nördliche Höhlenwand. Der wand und dann der Decke folgend erreicht er den Beginn des Schlots. Im leicht geneigten Schlot hat das Wasser eine Grawitationsrinne ausgebildet. Nach einer Unterbrechung zur Materialbeschaffung setzt er den Aufstieg über etwa 35m fort. Oben wird der Schlot zu eng und ist zusätzlich von einem labilen Klemmblock blockiert. Da die Wasserführung über den Sommer das Seil zerstören, würde baut Stajgr sofort alles ab. Leider kommen Willi und ich etwas zu spät aus vom HDS Aufstieg zurück, denn ich hatte schon geplant, den Schlot sofort zu vermessen. Das ist nun leider nicht mehr möglich. Wir hätten und zuvor besser absprechen müssen.

HDS Aufstieg

Nach kurzer Pause begeben Stefan und Willi sich in die HDS, um den Aufstieg weiter zu verfolgen. Am höchsten Punkt haben die bekannten Stellen immer noch den gleich schlechten Fels, doch dann findet sich unter dünnem Lehm massiver Fels und so kann ich mich ein Stück höher arbeiten, bis der Fals wieder von feuchtem Lehm durchsetzt wird und es aus den Bohrlöchern dampft und man die Anker oft einfach wieder aus den Löchern herausziehen kann.Manchmal hilft ein langer Anker, aber davon haben wir nicht viele. Unterwegs stoßen wir auf Spits mit und ohne Lasche, die noch von Peters Aufstieg 1987 stammen müssen. Nach ca. 15 Metern brechen wir für heute in Ermangelung von langen Ankern und Nervenstärke ab.
Wieder im Biwak ist Stajgr auch gerade mit seinem Schlot fertig und sucht neue Betätigung. So steigt nun er in die HDS auf und setzt unser Werk fort. Er hält sich weiter links und findet besseren Fels. Bis 22 Uhr ist er am Werk bis das Seil zu Ende ist. In Summe wurden etwa 25m weiter erstiegen.
Status: In der HDS sind zur Zeit ein 70?m Seil und ein 35m Seil an 2-3 Umsteigstellen und dem obersten Fixpunkt verbaut. Historisch bedingt sind die Seile nicht optimal eingebaut, so dass am unteren Ende jeweils größere Seilpuppen hängen. Um weiter voranzukommen ist also neues Seil notwendig. Vom Obersten Punkt konnte Stajgr in ca. 6m Entfernung eine weitere Abseilstelle von Peter erkennen, darüber eine 6m Wandstufe, über der ein Gang/eine Kluft zu beginnen scheint.

Gang unterm Jalot
Gedächtnisskizze von Stefan: Gänge unterm Jalot

Nach Wasserschlot und HDS wollen Willi und ich nun etwas Sight Seeing machen und beschließen den Gang am Grund des Jalot anzuschauen. Dieser soll nicht ganz bis zum Ende vermessen sein und irgendwo muss auch der neu vermessene Gang von Gottfried einmünden.Dieser müsste wohl eher oben von Süden einmünden.
Die alten Spits wollen keine Schrauben mehr aufnehmen und so bohren wir vor dem Abseilen neue Anker. Unten finden wir dann nicht irgendeine kleine Röhre sondern einen großen Gang. Wie erstaunt sind wir als an zwei Stellen tiefe große Schächte auf einen aktiven Wasserlauf führen, von denen im Survex nichts zu finden ist. Auch gibt es mehrere horizontale Verzweigungen, an keiner Stelle erreichen wir das Ende. Eine markante Einmündung von Oben-Süden (Gottfrieds Gang) erkennen wir allerdings auch nicht.
Nun gilt es erst einmal zu recherchieren, was vielleicht doch schon erkundet ist, aber der erste Eindruck ist, dass hier zahlreiche Meter Neuland warten. Als wir um kurz vor 22 Uhr in die HDS kommen, antwortet Stajgr sogleich auf unser Rufen und wir denken er ist schon im Biwak. Wenig später erkennen wir den winzigen Lichtfleck in großer Höhe. Er ist gerade am Abseilen.



Sonntag

Um 6:30 ist wecken und vor 8 verlassen wir das Biwak.

Wasserstandkontrolle an der Geistermandl Grabungsstelle

Beim Geistermandl machen wir einen Abstecher in die Grabungsstelle, denn wir wollen den Wasserstand kontrollieren. Wir nehmen zur Dokumentation ein Bild auf. Das Wasser steht wohl eher etwas höher als im Februar.

Schlot zum Schwabenland beim Märchensee

Nach dem Märchensee begehen suchen wir noch den Abzweig auf, der über Schlote direkt ins Schwabenland führen soll. Nach einer kurzen Kletterstelle finden wir im folgenden Schlot Seile die vermutlich die ersten 40m nach oben führen. Was man von unten sieht sieht zunächst einmal kletterbar aus.

Fauna

Bericht von Willi:
Auf dieser Hirlatzhöhlenbefahrung konnten wir auch einige interessante zoologische Beobachtungen machen. Im Bereich zwischen Sprengstelle und Geistermandlabzweigung fanden wir einige Mücken mit ca. 10 mm Körperlänge. Mindestens ein Exemplar war eindeutig lebendig (flog davon). Da die Befahrung Anfang März stattfand, war das Dachsteinmassiv tief verschneit und daher eine Reproduktion der Mücken außerhalb der Höhle nicht möglich. Im Bereich der Sprengstelle gibt es mindestens zwei Wasserflächen (Märchensee und der kleine See unmittelbar daneben, der bei einer Befahrung Richtung Westen durchwatet werden muss). Die Mücken könnten sich eventuell dort reproduzieren. Zwei tote Exemplare wurden zur Artbestimmung mitgenommen. Vermutlich handelt es sich bei den Mücken um Stelzmücken (vielleicht Limonia nubeculosa?). Eine genaue Artbestimmung ist noch im Gange.

Eine weitere interessante Beobachtung konnte bei der Wasserstelle des Sprengstellenbiwaks gemacht werden: Eine weiße Milbe(?) von ca.. 5 mm Länge (siehe Foto) lief auf der Wasseroberfläche des dort aufgestellten Topfes (war daher eindeutig lebendig). Möglicherweise handelt es sich dabei um Troglocheles bzw Rhagidia. Von einem ähnlichen Fund im Höhlenzubringer wird im Buch über die Hirlatzhoehle berichtet. Das hier beschrieben Exemplar wurde in der Höhle belassen.

Außerdem wurde im Bereich der Geistermandelabzweigung eine tote braune Spinne (Länge ca. 10 - 15 mm) gefunden. Dieser Fund wurde nicht genauer untersucht. Es könnte sich dabei um eine Höhlenspinne (Nesticidae) oder Zitterspinne (Pholcus) gehandelt haben. Auch dieses Exemplar wurde in der Höhle belassen.

Verlassen der Höhle

Schon in der Höhle merken wir, dass es deutlich wärmer geworden ist. Das Eis taut und im Schluf ist es fast windstill. Gegen 12:40. verlassen wir die Höhle. Das Eis in der Wand verhält sich friedlich und in einer lustigen Rutschpartie geht es zu Tale.