2023-01-05: Tauchgang Megalodontencanyon: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Höhlenverein Hallstatt-Obertraun
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Die (warmen) Witterungsbedingungen Anfang Jänner waren für eine Tour in den Westen der Hirlatzhöhle ja nicht gerade optimal, und so war bis zum Schluss nicht sicher, ob die Tauchexpedition, zu der diesmal Gäste aus Kroatien, Bulgarien und Irland gekommen waren, überhaupt wie geplant stattfinden werde können.
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Aber so lange man nicht vor Ort nachschaut, weiß man’s nicht, und so brechen am 5.1. zwei Taucher*innen und 8 Träger*innen schwerbepackt Richtung Grünkogelbiwak auf. Grauer Gang – offen und trocken. Sunk – offen und trocken. Es schaut gut aus! Ab der HdS wird’s dann auf einmal doch noch feucht – diese Höhle verblüfft immer wieder einmal. In der Echokluft rauschen tief unter den Blöcken laute Bäche, und auch unsere sonst so sanft tröpfelnde Flaschenfüllstelle beim Grünkogelsee präsentiert sich als alles durchfeuchtender Wasserfall. Nach gut 8 Stunden erreichen wir auch schon das Biwak und wir richten uns häuslich ein, etwas später stoßen auch Axel und Andi, welche schon ein paar Tage vor uns zum Forschen in die Sahara gegangen waren und sich nun langsam am Rückweg befinden, zu uns.
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Bald geht jede*r seiner / ihrer Lieblingsbeschäftigung nach – die einen graben im lockeren Lehm bequeme Liegeflächen, die anderen kochen mehrgängige Menüs am Gaskocher und wiederum andere widmen sich der überaus meditativen Tätigkeit des Tauchleine-Entwirrens. Bei beruhigendem Wasserrauschen schlafen wir schließlich ein.
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2. Expeditionstag: Im Megalodontencanyon ist wie auch schon im vergangenen Herbst zu viel Wasser, und so wollen wir abermals im Kleinen Schritt tauchen. Auch hier ist es feuchter als gewohnt – unser Umziehplatzerl präsentiert sich als knietiefer See, und kleine Bächlein rinnen munter in den Siphon hinein. Unsere alte Tauchleine nicht sichtbar und unter Wasser. Nach gewissen logistischen Problemen (waren meine Stiefel immer schon so eng?) sind beide Taucher*innen startklar – der erste Siphon wird mühelos durchtaucht, und auch der zweite Siphon wird schnell erreicht. Dann eine kleine Überraschung: Der Wasserstand des zweiten („braunen“) Siphons liegt mindestens einen Meter tiefer als vor zwei Monaten und das Abklettern mit den Flaschen ist gar nicht so ohne.
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Weiter geht’s zum dritten Siphon, in welchem wir ja bei der vergangenen Tour unter Wasser auf offenem Ende haben umdrehen müssen, da unsere Leinenvorräte erschöpft gewesen waren. Wir tauchen also in den "Keine-Leine-Siphon“ hinein und durch diesen hindurch – und erreichen das alte Leinenende, welches sich ca. 20 cm über Wasser am anderen Siphonende befindet. Dh auch hier ca. ein Meter niedrigerer Wasserstand. Na sowas…
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Es folgt eine kurze Gehstrecke über hachelige Kolke, und danach ein weiterer (vierter) Siphon. Dieser ist ähnlich dimensioniert wie die vorhergegangenen Siphone und bequem zu betauchen, und in einer gemütlichen Tiefe von 3-6 m geht es eine Zeit lang dahin. Bei einem markanten Felsfenster macht der Siphon einen Knick, und dann hat man auch schon die Auftauchstelle erreicht. Es folgt ein schmaler, langer See, welcher an einer etliche Meter hohen Querkluft endet. Hier setzt dann der fünfte Siphon an, welcher nach wie vor gut betauchbar weiter führt – da sowohl Stefan als auch Wetti langsam ihr für den Hinweg gedachtes Viertel Luft verbraucht haben und es nun auch trotz Trockentauchanzug kühl wird, wird beschlossen, hier für heute Schluss zu machen.
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Am Rückweg fällt auf, dass in das eine große Richtung Süden abzweigende Fragezeichen im 1. Siphon eine deutlich merkbare Strömung zieht – wir haben also den Abfluss gefunden. Nach etwa 2 ½ Stunden sind wir auch schon wieder zurück bei unserer Abtauchstelle (und freuen uns über ein freundliches Empfangskomitee und heißen Tee) und machen die nächste überraschende Entdeckung: Der Wasserspiegel war in unserer Abwesenheit um einen guten Meter gefallen – wie wenn jemand den Stoppel gezogen hätte (was zumindest die Strömung im 1. Siphon erklärt).
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Bei diesem Tauchgang kamen rund 80 m an Neuland hinzu – die neuen Höhlenteile ziehen mäandrierend Richtung Süden und Osten. Nach wie vor gibt es zwei spannende Fragezeichen unter Wasser – erstens den Abfluss am Anfang des 1. Siphons, und zweitens natürlich die Fortsetzung der Siphonstrecke. Der 4. Siphon wird Fenstersiphon genannt, der anschließende See „Südsee“.
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Während des Tauchgangs hat Axel gemeinsam mit ein paar Helfern rund 1 km³ an Müll aus der Sahara ins Grünkogelbiwak transportiert (alte Tauchflaschen, rostige Rebreather, …), und ein Teil des Mülls schafft es auf dieser Tour sogar aus der Höhle heraus (großen Dank an Gogo!).
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Der zweite Expeditionstag wird zum Sightseeing in der Sahara bzw. der Orgelhalle gewidmet (der langsam zusedimentierende Sahraschluf wird mittels Schauferl von Lehm befreit), und am Nachmittag wird das Expeditionscamp dann ins HdS-Biwak verlegt. Nach einer ruhigen Nacht geht es am Sonntag Richtung Ausgang und die Höhle wird am frühen Sonntagnachmittag wieder verlassen.
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Danke allen Tauchhelfern, ohne die diese Tour nicht möglich gewesen wäre!
  
 
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Aktuelle Version vom 14. Januar 2023, 09:26 Uhr

Termin

5.1.-8.1.2023

Ziel:

Tauchgang im Megalodontensiphon und Spaziergang in der Sahara

Teilnehmer

Barbara Wielander, Stefan Gaar. Weitere Teilnehmer erwünscht!

Treffpunkt

4.1.2023 ab 18:00 im Vereinsheim oder 5.1.2023, 10:00, Simonydenkmal, Hallstatt.

Ablauf

  • 5.1.: Anmarsch bis Grünkogelbiwak
  • 6.1.: Tauchgang Megalodontensiphon
  • 7.1.: Wanderung in die Sahara
  • 8.1.: Ausstieg

Bericht

Die (warmen) Witterungsbedingungen Anfang Jänner waren für eine Tour in den Westen der Hirlatzhöhle ja nicht gerade optimal, und so war bis zum Schluss nicht sicher, ob die Tauchexpedition, zu der diesmal Gäste aus Kroatien, Bulgarien und Irland gekommen waren, überhaupt wie geplant stattfinden werde können. Aber so lange man nicht vor Ort nachschaut, weiß man’s nicht, und so brechen am 5.1. zwei Taucher*innen und 8 Träger*innen schwerbepackt Richtung Grünkogelbiwak auf. Grauer Gang – offen und trocken. Sunk – offen und trocken. Es schaut gut aus! Ab der HdS wird’s dann auf einmal doch noch feucht – diese Höhle verblüfft immer wieder einmal. In der Echokluft rauschen tief unter den Blöcken laute Bäche, und auch unsere sonst so sanft tröpfelnde Flaschenfüllstelle beim Grünkogelsee präsentiert sich als alles durchfeuchtender Wasserfall. Nach gut 8 Stunden erreichen wir auch schon das Biwak und wir richten uns häuslich ein, etwas später stoßen auch Axel und Andi, welche schon ein paar Tage vor uns zum Forschen in die Sahara gegangen waren und sich nun langsam am Rückweg befinden, zu uns. Bald geht jede*r seiner / ihrer Lieblingsbeschäftigung nach – die einen graben im lockeren Lehm bequeme Liegeflächen, die anderen kochen mehrgängige Menüs am Gaskocher und wiederum andere widmen sich der überaus meditativen Tätigkeit des Tauchleine-Entwirrens. Bei beruhigendem Wasserrauschen schlafen wir schließlich ein. 2. Expeditionstag: Im Megalodontencanyon ist wie auch schon im vergangenen Herbst zu viel Wasser, und so wollen wir abermals im Kleinen Schritt tauchen. Auch hier ist es feuchter als gewohnt – unser Umziehplatzerl präsentiert sich als knietiefer See, und kleine Bächlein rinnen munter in den Siphon hinein. Unsere alte Tauchleine nicht sichtbar und unter Wasser. Nach gewissen logistischen Problemen (waren meine Stiefel immer schon so eng?) sind beide Taucher*innen startklar – der erste Siphon wird mühelos durchtaucht, und auch der zweite Siphon wird schnell erreicht. Dann eine kleine Überraschung: Der Wasserstand des zweiten („braunen“) Siphons liegt mindestens einen Meter tiefer als vor zwei Monaten und das Abklettern mit den Flaschen ist gar nicht so ohne. Weiter geht’s zum dritten Siphon, in welchem wir ja bei der vergangenen Tour unter Wasser auf offenem Ende haben umdrehen müssen, da unsere Leinenvorräte erschöpft gewesen waren. Wir tauchen also in den "Keine-Leine-Siphon“ hinein und durch diesen hindurch – und erreichen das alte Leinenende, welches sich ca. 20 cm über Wasser am anderen Siphonende befindet. Dh auch hier ca. ein Meter niedrigerer Wasserstand. Na sowas… Es folgt eine kurze Gehstrecke über hachelige Kolke, und danach ein weiterer (vierter) Siphon. Dieser ist ähnlich dimensioniert wie die vorhergegangenen Siphone und bequem zu betauchen, und in einer gemütlichen Tiefe von 3-6 m geht es eine Zeit lang dahin. Bei einem markanten Felsfenster macht der Siphon einen Knick, und dann hat man auch schon die Auftauchstelle erreicht. Es folgt ein schmaler, langer See, welcher an einer etliche Meter hohen Querkluft endet. Hier setzt dann der fünfte Siphon an, welcher nach wie vor gut betauchbar weiter führt – da sowohl Stefan als auch Wetti langsam ihr für den Hinweg gedachtes Viertel Luft verbraucht haben und es nun auch trotz Trockentauchanzug kühl wird, wird beschlossen, hier für heute Schluss zu machen. Am Rückweg fällt auf, dass in das eine große Richtung Süden abzweigende Fragezeichen im 1. Siphon eine deutlich merkbare Strömung zieht – wir haben also den Abfluss gefunden. Nach etwa 2 ½ Stunden sind wir auch schon wieder zurück bei unserer Abtauchstelle (und freuen uns über ein freundliches Empfangskomitee und heißen Tee) und machen die nächste überraschende Entdeckung: Der Wasserspiegel war in unserer Abwesenheit um einen guten Meter gefallen – wie wenn jemand den Stoppel gezogen hätte (was zumindest die Strömung im 1. Siphon erklärt). Bei diesem Tauchgang kamen rund 80 m an Neuland hinzu – die neuen Höhlenteile ziehen mäandrierend Richtung Süden und Osten. Nach wie vor gibt es zwei spannende Fragezeichen unter Wasser – erstens den Abfluss am Anfang des 1. Siphons, und zweitens natürlich die Fortsetzung der Siphonstrecke. Der 4. Siphon wird Fenstersiphon genannt, der anschließende See „Südsee“. Während des Tauchgangs hat Axel gemeinsam mit ein paar Helfern rund 1 km³ an Müll aus der Sahara ins Grünkogelbiwak transportiert (alte Tauchflaschen, rostige Rebreather, …), und ein Teil des Mülls schafft es auf dieser Tour sogar aus der Höhle heraus (großen Dank an Gogo!). Der zweite Expeditionstag wird zum Sightseeing in der Sahara bzw. der Orgelhalle gewidmet (der langsam zusedimentierende Sahraschluf wird mittels Schauferl von Lehm befreit), und am Nachmittag wird das Expeditionscamp dann ins HdS-Biwak verlegt. Nach einer ruhigen Nacht geht es am Sonntag Richtung Ausgang und die Höhle wird am frühen Sonntagnachmittag wieder verlassen. Danke allen Tauchhelfern, ohne die diese Tour nicht möglich gewesen wäre!